Deepfake-Angriffe und ihre Bedrohung für Unternehmen
07. März 2025 | Allgeier Cyris Marketing

Deepfake-Angriffe: Die unsichtbare Gefahr für Unternehmen
Cyberkriminelle nutzen zunehmend die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz (KI), um Unternehmen gezielt zu täuschen. Eine der aktuell größten Bedrohungen sind Deepfakes – manipulierte Videos oder Audiodateien, die täuschend echt erscheinen und inzwischen in der Lage sind, Stimmen und Gesichter jeder gewünschten Person nahezu perfekt zu imitieren. Diese Technologie, die ursprünglich für die Unterhaltungsindustrie entwickelt wurde, hat sich in den letzten Jahren zu einem mächtigen Werkzeug für Betrüger und Hackergruppen entwickelt. Die Auswirkungen sind gravierend und gehen weit über herkömmliche Cyberangriffe hinaus. Unternehmen sehen sich mit völlig neuen Herausforderungen konfrontiert, bei denen der klassische Schutz durch Firewalls und Antivirensoftware ins Leere läuft.
Schwachstelle Mensch: Warum sind Deepfakes so gefährlich?
Deepfakes zielen nicht auf technische Schwachstellen ab, sondern nutzen gezielt den „Faktor Mensch“. Ein täuschend echtes Video, in dem der vermeintliche Geschäftsführer dringende Überweisungen anweist, oder ein Telefonanruf mit der Stimme einer vertrauten Führungskraft können Sicherheitsprotokolle umgehen und Mitarbeiter dazu bringen, folgenschwere Entscheidungen zu treffen. Der Schaden ist oft immens, sowohl finanziell als auch in Bezug auf die Unternehmensreputation. Besonders gefährdet sind Unternehmen, die Entscheidungen schnell treffen müssen oder stark auf digitale Kommunikation angewiesen sind.
Ein bekanntes Beispiel verdeutlicht das Ausmaß dieser Bedrohung: In Hongkong wurde ein Finanzmanager durch ein Deepfake-Video seines „Chefs“ dazu gebracht, 25 Millionen US-Dollar an einen angeblichen Geschäftspartner zu überweisen. Das Video war so überzeugend, dass der Mitarbeiter keinen Verdacht schöpfte. Erst später stellte sich heraus, dass der Geschäftsführer nie an dem Gespräch beteiligt war – die Angreifer hatten die Technologie gezielt eingesetzt, um Vertrauen zu missbrauchen und eine schnelle Entscheidung zu erzwingen.
Deepfakes: So einfach zu erstellen wie nie zuvor
Was diese Angriffe so gefährlich macht, ist die Leichtigkeit, mit der sie durchgeführt werden können. Deepfake-Technologie ist längst nicht mehr nur wenigen Experten vorbehalten. Es gibt Open-Source-Software und erschwingliche Tools, die es selbst technisch unerfahrenen Personen ermöglichen, täuschend echte Deepfakes zu erstellen. Die notwendigen Daten, um ein überzeugendes Profil einer Zielperson zu erstellen, sind oft frei im Internet verfügbar. Social-Media-Profile, Interviews oder Reden auf Unternehmensveranstaltungen liefern genügend Material, um die Stimme und das Aussehen einer Person zu simulieren.
Laut BSI ist die Zahl der Deepfake-basierten Betrugsfälle im Jahr 2024 um 80 Prozent gestiegen. Besonders im Bereich des Finanzbetrugs sehen sich Unternehmen mit einer stark zunehmenden Bedrohung konfrontiert. Während klassische Phishing-Angriffe in der Regel an Rechtschreibfehlern oder unprofessionellem Design zu erkennen sind, gibt es bei Deepfakes kaum solche eindeutigen Warnsignale. Die Täuschung ist oft perfekt.
Neue Schutzstrategien sind unumgänglich
Um sich vor dieser Bedrohung zu schützen, sind klassische Sicherheitsmaßnahmen nicht ausreichend. Unternehmen müssen ihre Schutzstrategien an die neuen Gegebenheiten anpassen. Ein zentraler Baustein dabei ist die Sensibilisierung der Mitarbeiter. Jeder Mitarbeiter sollte in der Lage sein, potenzielle Deepfake-Angriffe zu erkennen oder zumindest Verdachtsfälle zu melden. Schulungen zu aktuellen Cyberbedrohungen sollten regelmäßig durchgeführt werden, insbesondere für Mitarbeiter in Schlüsselpositionen wie der Finanzabteilung oder im Management. Praxisnahe Beispiele und echte Deepfake-Demonstrationen können dabei helfen, das Bewusstsein für diese Gefahr zu schärfen.
Ein weiterer entscheidender Schutzfaktor ist die Einführung mehrstufiger Verifizierungsprozesse. Finanztransaktionen oder sensible Entscheidungen sollten niemals ausschließlich auf der Basis von digitalen Anweisungen erfolgen. Rückrufverfahren, bei denen der Anrufer über eine bekannte Nummer kontaktiert wird, können viele Angriffe im Keim ersticken. Ebenso sinnvoll ist die Nutzung von Sicherheitscodes, die nur intern bekannt sind und bei kritischen Entscheidungen abgefragt werden können.
Neben organisatorischen Maßnahmen sollten Unternehmen auch technologische Lösungen in Betracht ziehen. Moderne Erkennungssoftware kann helfen, Deepfakes frühzeitig zu identifizieren. Tools wie „Reality Defender“ analysieren in Echtzeit Video- und Audiodateien und suchen gezielt nach Unstimmigkeiten in Mimik, Stimme oder Hintergrundgeräuschen. Diese Technologien werden stetig weiterentwickelt und bieten eine wertvolle Ergänzung zu klassischen Sicherheitsmaßnahmen.
Nicht zuletzt ist eine konsequente Überwachung und Analyse von Social-Media-Aktivitäten wichtig. Viele Angriffe basieren auf Informationen, die frei im Netz zugänglich sind. Unternehmen sollten regelmäßig prüfen, welche Informationen über ihre Führungskräfte öffentlich verfügbar sind, und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen, um diese Daten zu schützen. Mitarbeiter sollten zudem geschult werden, welche Informationen sie besser nicht öffentlich teilen sollten.
Deepfakes – die nächste Herausforderung für die Cybersicherheit
Eines steht fest: Die Entwicklung der Deepfake-Technologie wird in den kommenden Jahren rasant voranschreiten. Was heute noch aufwendig herzustellen und teilweise fehleranfällig ist, wird in wenigen Jahren in Echtzeit und ohne tiefgreifendes technisches Know-how möglich sein. Experten gehen davon aus, dass Deepfakes künftig noch realistischer und dadurch schwerer zu erkennen sein werden – und das sowohl in visuellen als auch auditiven Medien. Dies öffnet der organisierten Cyberkriminalität völlig neue Türen.
Während sich Unternehmen heute überwiegend gegen klassische Cyberbedrohungen wie Phishing oder Ransomware wappnen, müssen in naher Zukunft verstärkt auch der Mensch und dessen Kommunikationsverhalten als Schwachstellen betrachtet werden. Besonders betroffen könnten Branchen sein, die stark auf digitale Interaktionen setzen, etwa Finanzdienstleister, Beratungsfirmen und internationale Unternehmen mit dezentralen Teams.
Gleichzeitig arbeiten Sicherheitsanbieter daran, Erkennungstools zu verbessern und KI-basierte Verteidigungsmechanismen zu entwickeln. Unternehmen, die frühzeitig auf Prävention, Sensibilisierung und innovative Technologien setzen, verschaffen sich einen entscheidenden Vorteil im Kampf gegen die Cyberbedrohungen von morgen.